130 Jahre FC Sevilla – Aus dem Café nach Europa

Bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurden in Sevilla britische Sportarten, wie Cricket oder Polo aber auch Fussball, gespielt. Der Fussball im Speziellen war gegen Ende des Jahrhunderts fester Bestandteil der Weihnachtsfeierlichkeiten in der Stadt. Dass diese britischen Sportarten Fuss fassen konnten, wurde begünstigt von der recht grossen britischen Gemeinde, die sich in der Stadt niedergelassen hatte. Durch zusätzliche Faktoren, wie dem bedeutenden Binnenhafen und der Nähe zu Gibraltar, entstand so ein perfekter Nährboden für die Gründung eines Fussballvereins.

Ein Café als Gründungsort
Auf den Tag genau vor 130 Jahren, am 25. Januar 1890, kam eine Gruppe junger Männer aus Sevilla und Grossbritannien in der andalusischen Hauptstadt in einem alten Café zusammen, um das traditionelle schottische Fest Burns Supper zu feiern. Am selben Abend beschlossen die jungen Leute nach kurzer Debatte und zwischen einigen Bierchen und Trinksprüchen, einen Fussballverein zu gründen: den FC Sevilla.

Unter den Vereinbarungen, die die Vereinsgründer an diesem geschichtsträchtigen Abend trafen, nehmen drei einen besonderen Stellenwert ein: der Name des Klubs, die ersten Posten in der Vereinsführung sowie die geltenden Spielregeln. Beim Namen fiel die Wahl nicht schwer, da es sich um den ersten Klub in der Stadt handelte, der sich ausschliesslich dem Fussball widmen würde. Dementsprechend sollte er Sevilla Football Club heissen. Die ersten Amtsträger wurden die Schotten Edward Farquharson Johnston (Präsident) und Hugh MacColl (Kapitän) sowie der Sevillaner Isaías White Méndez als Sekretär. Zuletzt einigte man sich darauf, nach den Regeln des Association Football zu spielen und entschied sich damit gegen den Rugby Football.

Ein historisches erstes Spiel
Nur wenige Wochen später, am 25. Februar 1890, lud Sekretär White Méndez den Huelva Recreation Club per Brief dazu ein, ein Spiel zu bestreiten. Es sollte das erste Fussballspiel werden, das in Spanien zwischen zwei offiziellen Vereinen und nach den Regeln des Association Football ausgetragen wurde. Diese historische Begegnung fand am 8. März 1890 auf dem Gelände der Pferderennbahn Hipódromo de Tablada in Sevilla statt. Der FC Sevilla gewann die Partie mit 2:0. Der Sevillaner Ritson ging als Schütze des ersten Tors im spanischen Fussball in die Geschichte ein. Nach diesem ersten Schlagabtausch spielten beiden Teams noch häufiger gegeneinander.

Viele Jahre später, beim Übergang ins 20. Jahrhundert, wandte sich der FC Sevilla, ebenso wie die anderen spanischen Klubs aus dem 19. Jahrhundert, an die Zivilregierung der Provinz, um seine Satzung zu registrieren. Dieser administrative Vorgang wurde am 14. Oktober 1905 abgeschlossen. Damals liefen die Spanier den Briten bei den Vereinsmitgliedern und Spielern langsam den Rang ab, obwohl Johnston, der erste Vereinspräsident, 1909 bei den wichtigsten lokalen Begegnungen noch immer als Schiedsrichter fungierte.

Der ewige Meister Andalusiens
Nach und nach entwickelte sich der Fussball in ganz Spanien zu einem Massensport. In Andalusien wurde nach der Gründung des andalusischen Fussballverbands die erste offizielle Regionalmeisterschaft ausgetragen. Das Kombinations- und Kurzpassspiel, das zum grössten Teil von den schottischen Gründern übernommen worden war, wurde vom Escuela Sevillista (Sevillanische Schule) abgelöst. Einem filigranen Spielstil, der in ganz Spanien viele Bewunderer fand und entscheidend dazu beitrug, dass der FC Sevilla 18 der 21 Auflagen der Regionalmeisterschaft gewinnen konnte. Damit erarbeitete sich der Klub auch den Spitznamen Ewiger Meister Andalusiens.

Nach der Schaffung der spanischen Liga blieb der FC Sevilla einer der sportlich bedeutendsten Klubs Spaniens und gewann bis Mitte des 20. Jahrhunderts dreimal den spanischen Pokal und eine nationale Meisterschaft. Durch den Bau des vereinseigenen Stadions, des Estadio Ramón Sánchez-Pizjuán, geriet der Verein allerdings in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in eine finanzielle Schieflage und konnte einige Jahrzehnte lang nicht mehr an das hohe sportliche Niveau der vergangenen Dekaden anknüpfen. Negative Höhepunkte waren in dieser Zeit insgesamt vier Abstiege in die zweite Spanische Liga zwischen den Jahren 1969 und 2000. Titel gewann man in dieser Zeit auch keine, konnte allerdings mehrfach an verschiedenen europäischen Wettbewerben teilnehmen.

Wiedergefundener Glanz und neue Erfolge
Mit Beginn des 21. Jahrhunderts konnte der Klub wieder an alte Glanzzeiten anknüpfen und gewann fünfmal den UEFA-Cup bzw. die UEFA Europa League und zweimal den spanischen Pokal. Durch die vielen Siege in der Europa League, drei davon zwischen 2014 und 2016 hintereinander, gilt der FC Sevilla unter vielen Fussballexperten als „König der Europa League“.

Heute, 130 Jahre nach jenem geschichtsträchtigen Burns Supper, zählt der FC Sevilla zu den erfolgreichsten Klubs Europas und trägt noch immer mit Stolz den Namen der Stadt, in der er am 25. Januar 1890 ins Leben gerufen wurde.

Sevilla Fútbol Club, 1890–2020.

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