Am internationalen Frauentag blicken wir auf einen Meilenstein der Geschichte des Schiedsrichterwesens zurück. Bei der ersten FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 1991 schrieb Cláudia Vasconcelos Guedes Geschichte, als sie als erste weibliche Schiedsrichterin ein Spiel in einem FIFA-Turnier pfiff.
"Die Zukunft des Frauenschiedsrichterwesens liegt in Ihren Händen."
Diese Worte wurden der brasilianischen Schiedsrichterin Cláudia Vasconcelos Guedes von einem Mitglied der FIFA-Schiedsrichterkommission gesagt, als sie vor dem Spiel um den dritten Platz bei der Weltmeisterschaft 1991 mit ihren beiden Linienrichterinnen in der Umkleidekabine sass.
Wenn das mal keinen Druck auslöst!
Druck war jedoch genau das, womit Guedes bestens zurechtkam. Sie stand kurz davor, als erste weibliche Schiedsrichterin bei einem FIFA-Turnier das Feld zu betreten. Aus den sechs Linienrichterinnen, die für die erste Weltmeisterschaft ausgewählt worden waren, war sie die logische Besetzung, um diese Ehrung zu erfahren. Neben ihr standen an diesem Tag die Chinesin Zuo Xiudi und die Neuseeländerin Linda Black auf dem Platz. Als erstes reines Frauenteam bei einem FIFA-Turnier schrieben alle drei Geschichte. Beim 4:0-Sieg Schwedens gegen Deutschland zeigten sie alle eine souveräne Leistung, wobei Guedes das Ruder stets fest in der Hand hielt. "Ich erinnere mich noch an viele Momente dieses denkwürdigen Tages, von dem Moment an, als ich das Spielfeld betrat, bis zu dem Moment, als ich wieder im Hotel ankam", sagt Guedes im Gespräch mit dem FIFA Museum, "vor allem, als ich die Arme hob, um das Spiel mit einem intensiven Gefühl von erfüllter Pflicht zu beenden."
Eine Pflicht, die in der Tat erfüllt wurde, denn es war eine Leistung, die die FIFA in ihrem Entschluss bestärkte, sich voll und ganz für die Entwicklung von Schiedsrichterinnen einzusetzen. Neun Monate bevor die Weltmeisterschaft in China stattfand, war die FIFA-Schiedsrichterkommission mit einer unverblümten Wahrheit konfrontiert worden, die im Protokoll ihrer Sitzung vom Februar 1991 festgehalten wurde. "Einige Nationalverbände haben bereits hervorragende weibliche Schiedsrichter", hiess es dort, doch fügte man hinzu, dass "Frauen nicht als Schiedsrichterinnen ernannt werden konnten, weil sie nicht auf der Schiedsrichterliste 1991 standen." Die FIFA wusste einfach nicht, wer die besten Schiedsrichterinnen waren und wollte kein Risiko eingehen.