Drei Ballkontakte brechen Millionen von Herzen

Das Halbfinale der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2003 zwischen Deutschland und den USA gilt bis heute als eines der besten Spiele in der Geschichte des Frauenfussballs. In unserer Sammlung haben wir das Taktik-Diagramm der deutschen Nationaltrainerin Tina Theune, mithilfe dessen die Deutschen das Spiel gewannen und die Herzen der Amerikaner brachen.

Ball annehmen, Torhüterin verladen, einschieben – drei Ballkontakte reichten Birgit Prinz, um das WM-Halbfinale 2003, USA – Deutschland, endgültig zu entscheiden. Mit dem 3:0 in der Nachspielzeit liess die deutsche Rekordnationalspielerin den Traum der amerikanischen Nationalmannschaft und von deren Fans, den Weltmeistertitel im eigenen Land zu verteidigen, endgültig platzen. Das deutsche Nationalteam hingegen wurde eine Woche später zum ersten Mal Weltmeister. In Erinnerung bleibt ein Spiel, das von vielen bis heute als bestes Spiel in der Geschichte des Frauenfussballs angesehen wird.

Original-Notizen von Bundestrainerin Tina Theune zu den taktischen Vorgaben des deutschen Teams vor dem Halbfinalspiel gegen die USA bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2003. © FIFA Museum
Original-Notizen von Bundestrainerin Tina Theune zu den taktischen Vorgaben des deutschen Teams vor dem Halbfinalspiel gegen die USA bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2003. © FIFA Museum - Klicken zum Vergrössern

Deutsche Defensive gegen amerikanischen Sturmlauf
Grundlage für den Erfolg des deutschen Teams war die taktische Grundausrichtung von Bundestrainerin Tina Theune. Sie antizipierte den offensiven Sturmlauf der leicht favorisierten Amerikanerinnen. Der amtierende Weltmeister spielte schliesslich im eigenen Land und war fest entschlossen, den Titel zu verteidigen. Also stellte Theune eine massive Viererkette auf. Diese sollte niemanden in den eigenen Strafraum lassen. Dazu kamen zwei defensive Mittelfeldspielerinnen, die eine Dominanz im Mittelfeld herstellen sollten. Für den Fall, dass doch einmal ein Angriff vor das eigene Tor kommen sollte, gab es noch eine letzte Bastion: Torhüterin Silke Rottenberg.

Und Rottenberg machte das Spiel ihres Lebens. Gerade in der ersten Halbzeit war die deutsche Abwehr den amerikanischen Angriffen nicht gewachsen. Aber Silke Rottenberg verhinderte mit einer Parade nach der anderen den möglichen Führungstreffer. Dieser fiel dann etwas überraschend nach 15 Minuten auf der Gegenseite. Kerstin Garefrekes köpfte den Ball nach einer Ecke zum 1:0 ins amerikanische Tor. Das änderte allerdings nichts am Spielverlauf: Das US-Team stürmte weiter, und Silke Rottenberg parierte.  

Kylie Bivens (links) und Cat Reddick (Mitte) von der US-Frauennationalmannschaft versuchen im Halbfinale der Frauen-WM 2003 einen Torschuss von Birgit Prinz (Deutschland, rechts) zu blocken. © Getty Images
Kylie Bivens (links) und Cat Reddick (Mitte) von der US-Frauennationalmannschaft versuchen im Halbfinale der Frauen-WM 2003 einen Torschuss von Birgit Prinz (Deutschland, rechts) zu blocken. © Getty Images

Amerikanischer Taktikwechsel mit katastrophalen Folgen
Trotz des enormen Drucks der Gastgeber erarbeitete sich aber auch das deutsche Team aus ihrer Defensivposition gute Konterchancen, konnte davon allerdings keine nutzen. Stattdessen erhöhte die amerikanische Trainerin April Heinrichs in der zweiten Hälfte durch einen offensiven Wechsel noch einmal den Druck. Doch Silke Rottenberg hielt ihr Tor weiterhin sauber.

Nachdem der Spielerwechsel keinen Erfolg gebracht hatte, änderte das US-Team die Taktik und stellte in der Abwehr von Vierer- auf Dreierkette um. Das brachte die Entscheidung, allerdings für das deutsche Team. Gegen Ende des Spiels stürmten die Amerikanerinnen immer verzweifelter nach vorne. Die dadurch entstehenden Räume in der Defensive nutzte das deutsche Team in der Nachspielzeit eiskalt aus. Zunächst erzielte Maren Meinert in der 91. Minute das 2:0. Zwei Minuten später hatte Birgit Prinz ihre wichtigsten drei Ballkontakte im Spiel – und brach damit die Herzen der Amerikaner.

 

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