Auch 91 Jahre nach diesem denkwürdigen Tag in Montevideo ist Nasazzi in seiner Heimat Uruguay und im Weltfussball noch immer eine Legende. Mit dem WM-Triumph krönte er sieben einzigartige Jahre, in denen Uruguay dreimal Südamerikameister und zweimal Olympiasieger wurde. Als Kapitän war Nasazzi einer der Baumeister all dieser Erfolge. Meisterhaft orchestrierte er als rechter Verteidiger die Abwehr, weshalb er auch „El Gran Mariscal“ (Grossmarschall) genannt wurde.
Gegenstand dieses Artikels sind aber nicht die Spiele bei der ersten Weltmeisterschaft, sondern das Protokoll, das damals noch weit von den heutigen WM-Traditionen entfernt war. Nach Langenus‘ Schlusspfiff beim Finale 1930 drehten die uruguayischen Spieler eine Ehrenrunde, ehe sie am eindrucksvollen Torre del Homenage Halt machten und salutierten, als die uruguayische Flagge auf dem Turm gehisst wurde. Und genau hier nahm die Geschichte von Nasazzi und dem siegreichen uruguayischen Team eine unerwartete Wende.
Gemäss Filmfragmenten von damals präsentiert das Team bei seinem Festzug zwar eine Trophäe, allerdings handelt es sich dabei nicht um den WM-Pokal! Auf einer Nahaufnahme ist in den Händen von Pablo Dorado ein grosser Silberpokal zu erkennen, von dem offenbar niemand Genaueres weiss, auch nicht, wo dieser herkommt. Sicher ist einzig, dass der WM-Pokal, der von Abel Lafleur entworfen und von Jules Rimet auf der Conte Verde nach Uruguay gebracht wurde, nach dem Spiel im Stadion vor den Augen der Zuschauer nicht an Nasazzi überreicht wurde. In den dreieinhalb Jahren, in denen der WM-Pokal in Uruguay weilte, glänzte er vielmehr durch Abwesenheit! Mit einer Ausnahme ...