Die Ansichtskarte mit Schneelandschaften und Schneemännern mag auf der Nordhalbkugel ein Bild der Weihnachtsidylle prägen, aber für die Menschen in den Tropen und in der südlichen Hemisphäre war Weihnachten schon immer eine ganz andere Erfahrung.
In Südamerika bedeutet Weihnachten lange, milde Tage und kurze Nächte und ist eine Zeit, in der der Fussball traditionell Pause macht, während sich die gesamte Bevölkerung an die Küste und an den Strand begibt.
Um einen Eindruck vergangener Weihnachten in sonnigeren Gefilden zu bekommen, drehen wir die Uhren zurück ins Südamerika der 1920er Jahre, wo sich die Fans am Ende der Ligasaison auch auf die jährliche Austragung der südamerikanischen Meisterschaft freuen konnten. Im Jahr 1925 wurde Argentinien zum Gastgeber des Turniers bestimmt, und der Fussballverband beschloss, die Austragung bis zum Ende der Ligasaison zu verschieben. Das führte zu einer Kuriosität, die man seither nicht mehr gesehen hat: Das Endspiel eines grossen Nationalmannschaftsturniers fand am Weihnachtstag statt.
Die Pläne gerieten noch vor dem Anpfiff des Turniers durcheinander, als sich Olympiasieger Uruguay zurückzog. Auch Chile zog sich vor dem Start zurück und machte schlechte Leistungen bei früheren Turnieren verantwortlich, so dass nur drei Nationen übrig blieben - die Gastgeber Argentinien, Paraguay und Brasilien.
Aufgrund der fehlenden Teilnehmer wurde beschlossen, ein Doppelrundenturnier mit dem Spiel Argentinien - Brasilien als Endspiel am Weihnachtstag auszurichten. Es wurde vorhergesagt, dass dies das entscheidende Spiel sein würde, und so kam es schliesslich auch. Paraguay verlor zwar alle vier Spiele, aber in den eigenen Reihen stand Fleitas Solich, der als Trainer in den 1950er Jahren einen weitreichenden Einfluss auf den globalen Fussball haben sollte. Er führte eine revolutionäre neue taktische 4-2-4-Formation ein, die Brasilien dann kopierte und die zu ihrem Triumph bei der Weltmeisterschaft 1958 führte.