Von Leipzig bis Paris: Wie es dazu kam, dass der DFB als erster Verband der FIFA beitrat

Heute vor 120 Jahren wurde in Leipzig der Deutsche Fussball-Bund (DFB) gegründet. Vier Jahre später spielten eine verpasste Fähre und ein Telegramm eine wichtige Rolle in der Geschichte des Verbandsfussballs.

Der Fussball fand 1873, zehn Jahre nach der Gründung des FA in England, seinen Weg nach Deutschland. Dem Braunschweiger Lehrer Konrad Koch wird allgemein zugeschrieben, dass er zusammen mit seinem Kollegen August Hermann den Fussball in Deutschland eingeführt hat. Koch veröffentlichte auch 1875 die erste deutsche Version der Spielregeln. Zunächst wurde der neue Sport von der Gesellschaft nicht gut aufgenommen. Im deutschen Kaiserreich wurde das Spiel mit dem Ball als barbarisch angesehen.

Aber genauso wie der Rest der Welt fand auch Deutschland schnell Gefallen am Fussball. In den 1880er Jahren entstanden die ersten Vereine und verschiedene regionale Verbände wie der Bund Deutscher Fussballspieler (1890) oder der Deutsche Fussball- und Cricketbund (1891). Der Wunsch nach einheitlichen Regeln, nationalen Meisterschaften und internationalen Spielen führte wenig später zur Gründung eines Dachverbands für alle deutschen Vereine und Landesverbände. Am 28. Januar 1900 wurde in Leipzig der Deutsche Fussball-Bund (DFB) von Vertretern von 86 deutschen Vereinen gegründet. Zu seinem ersten Präsidenten wurde Ferdinand Hueppe, der Vertreter des DFC Prag, ernannt.

Ebenfalls anwesend bei der Gründung des DFB war Gustav Manning. Er spielte eine entscheidende Rolle daran, dass der deutsche Verband heute als der Verband gilt, der als erster der FIFA beitrat. Am 21. Mai 1904 trafen sich nämlich Vertreter der französischen, dänischen, schweizerischen und niederländischen Fussballverbände in Paris, um einen internationalen Fussballverband zu gründen. Zwei Vertreter des belgischen Verbandes schlossen sich einen Tag später an, während zwei weitere Länder eine Stimmrechtsvertretung vereinbarten. Der schwedische Verband ermächtigte den Dänen Ludvig Sylow, in ihrem Namen zu handeln, während der Fussballclub Madrid (später in Real Madrid umbenannt) den Franzosen André Espir mit der Vertretung ihrer Interessen beauftragte.

Gustav Manning war dazu auserkoren, den deutschen Fussballverband bei der Gründungssitzung in Paris zu vertreten. Er sollte aus England anreisen, verpasste aber die Fähre über den Kanal. Der DFB berief mit Philipp Heineken zwar eilig einen Ersatzmann ein, aber auch er schaffte es nicht rechtzeitig nach Paris. Also schickten die Deutschen ein Telegramm. Da niemand persönlich anwesend war, um Deutschland zu vertreten, wurden der deutsche Verband nicht als Gründungsmitglieder anerkannt - obwohl der Sekretär des DFB, Dr. Ernst Karding, massgeblich an der Ausarbeitung der ersten Statuten der neuen Organisation mitgewirkt hatte!

Das verschickte Telegramm machte sie stattdessen zum ersten Verband, der offiziell der Fédération Internationale de Football Association oder, wie es im Volksmund heisst, der FIFA beitrat.

Alles Gute zum 120. Geburtstag, DFB!

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